Video-Barrierefreiheit: Warum Untertitel allein nicht ausreichen

Video Accessibility: Why Captions Alone Aren’t Enough

Viele Menschen denken, dass das Hinzufügen von Untertiteln ausreicht, um ein Video barrierefrei zu machen. Untertitel sind zwar eine sehr wichtige Komponente der Barrierefreiheit, sie machen das Video jedoch nur für einen Teil der Bevölkerung zugänglich.

So ermöglichen sie es beispielsweise gehörlosen oder schwerhörigen Menschen, auf das Video zuzugreifen, bieten jedoch keinen Zugang für blinde Menschen oder für diejenigen, die Informationen visuell aufnehmen.

Echte Barrierefreiheit bedeutet, dass alle Zuschauer – unabhängig davon, ob sie eine Hör-, Seh- oder kognitive Beeinträchtigung haben – auf das Video zugreifen können.

Zahlen, die Bände sprechen

  • 71 % der Studierenden, die nicht gehörlos oder schwerhörig sind, nutzen zumindest zeitweise Untertitel, was den Nutzen von Untertiteln über die gehörlose und schwerhörige Bevölkerung hinaus verdeutlicht. [Source: Utah State University]
  • 80 % der Zuschauer sehen sich ein Video mit höherer Wahrscheinlichkeit bis zum Ende an, wenn es Untertitel hat. Das zeigt, wie wichtig Untertitel für die Zuschauerbindung sind.. [Source: 3Play Media]

Es gibt eine deutliche Lücke zwischen den Vorlieben der Zuschauer und der Art und Weise, wie die Branche derzeit Barrierefreiheit unterstützt. Dieser Artikel beleuchtet die vielen Facetten der Videobarrierefreiheit, einschließlich Untertitel, Transkripte, Audiodeskription, Gebärdensprache und barrierefreie Player.

Lassen Sie uns das besser verstehen!

Was ist Videobarrierefreiheit?

Videobarrierefreiheit bedeutet, Videos für alle nutzbar und sinnvoll zu machen – unabhängig von ihren Fähigkeiten. Das heißt, alle Zuschauer können auf die Informationen, Geschichten oder Lektionen in einem Video ohne Einschränkungen zugreifen.

Videobarrierefreiheit bedeutet, Vielfalt anzuerkennen und allen die Möglichkeit zu geben, Inhalte gleichermaßen zu erleben, zu lernen und zu genießen.

Die Rolle von Untertiteln in Videos

Untertitel sind die schriftliche Darstellung des hörbaren Dialogs in einem Video. Es gibt geschlossene Untertitel, die ein Zuschauer ein- oder ausschalten kann, oder offene Untertitel, die dauerhaft auf dem Bildschirm sichtbar sind. Untertitel sind meist die erste Barrierefreiheitsfunktion, die wir in Videos sehen, da sie vielen Zuschauern helfen.

Vorteile von Video-Untertiteln

  • Unterstützung gehörloser und schwerhöriger Nutzer beim Verfolgen des gesprochenen Inhalts.
  • Hilfe für Sprachlernende beim leichteren Verständnis gesprochener Wörter.
  • Möglichkeit, Videos stumm anzusehen – sei es in lauten Umgebungen oder wenn ein Zuschauer keinen Ton abspielen kann.

Grenzen von Video-Untertiteln

Untertitel können das Videoverstehen erleichtern; sie haben jedoch erhebliche Einschränkungen und machen ein Video allein nicht vollständig barrierefrei.

  • Begrenzter visueller Kontext: Untertitel beschreiben keine Gesten, Gesichtsausdrücke, Diagramme, Grafiken oder Szenenwechsel.
  • Keine Hilfe für blinde oder sehbehinderte Nutzer: Menschen, die auf Audio oder Screenreader angewiesen sind, profitieren nicht von Untertiteln.
  • Ungenauigkeit automatischer Untertitel: Künstliche Intelligenz kann Untertitel mit Rechtschreib-, Grammatik- oder Kontextfehlern erzeugen.
  • Keine Vermittlung von Tonfall oder Emotionen: Sarkasmus, Humor oder Emotionen in der Sprache werden kaum transportiert.
  • Synchronisationsprobleme: Schlechte zeitliche Abstimmung kann Zuschauer verwirren und das Verständnis erschweren.
  • Nur teilweise rechtliche Konformität: Untertitel allein erfüllen nicht vollständig die Richtlinien der WCAG, ADA oder Section 508.
  • Begrenzte Sprachunterstützung: Untertitel, die nicht in der Muttersprache eines Zuschauers sind, helfen nicht jedem; auch mehrsprachige Untertitel lösen das Problem nicht vollständig.

Untertitel sind hilfreich, aber nur ein Teil eines wirklich barrierefreien Videos. Nur auf Untertitel zu setzen, reicht nicht aus, um allen Zuschauern die nötige Unterstützung zu bieten.

Wesentliche Elemente über Untertitel hinaus

Wesentliche Elemente über Untertitel hinaus

Um Videobarrierefreiheit sicherzustellen, braucht es mehr als nur Untertitel. Diese zusätzlichen Funktionen helfen allen, einschließlich Menschen mit Behinderungen, Zugang und Verständnis zu erlangen.

Transkripte

Ein Transkript ist die vollständige Textdarstellung des Videos, einschließlich gesprochener Inhalte und oft auch Beschreibungen wichtiger Bilder.

Vorteile:

  • Hilfreich zum Mitschreiben oder schnellen Nachschlagen.
  • Bietet Studierenden und Fachleuten die Möglichkeit, Inhalte zu wiederholen.
  • Verbessert das SEO des Videos.
  • Stellt eine Alternative für Menschen dar, die lieber lesen.

Audiodeskriptionen

Audiodeskriptionen sind gesprochene Inhalte, die wichtige visuelle Informationen vermitteln.

Wichtig für: Blinde und sehbehinderte Zuschauer, die keine Folien, Gesten oder Szenenwechsel sehen können.

Beispiele: Audiovisuelle Beschreibung von Diagrammen in einer Präsentation, Hinweise auf Szenenwechsel in einem Film oder Benennung visueller Hinweise auf Handlungen/Schritte in Demonstrationen.

Gebärdensprachdolmetschen

Für einige gehörlose Zuschauer reichen Untertitel, andere halten Gebärdensprache für unverzichtbar, da es ihre primäre Kommunikationsform ist.

Wann verfügbar/notwendig: In Bildung, behördlichen Bekanntmachungen/Diensten, öffentlichen Dienstleistungen oder Videos für ein gehörloses Publikum; wenn der Inhalt für die Zielgruppe passt.

Formate:

  • Dolmetscher im Video selbst.
  • Bild-in-Bild-Fenster mit dem Dolmetscher.
  • Separate Videos mit Gebärdensprachübersetzung.

Barrierefreie Videoplayer

Auch wenn Untertitel, Transkripte und Audiodeskriptionen im Video enthalten sind, braucht es einen Videoplayer, der das Video barrierefrei macht.

Wichtige Funktionen:

  • Tastaturnavigation und Kompatibilität mit Screenreadern.
  • Einstellbare Untertitel, Umschalten und Steuerung der Wiedergabezeit.
  • Konsistente Leistung auf Geräten und Browsern.

Durch die Kombination dieser Elemente mit Untertiteln können Ersteller sicherstellen, dass Videos für alle Zuschauer nutzbar und inklusiv sind.

Wie man Videos vollständig barrierefrei macht

Wie man Videos vollständig barrierefrei macht

Videos vollständig barrierefrei zu machen erfordert Planung und eine Kombination verschiedener Funktionen. Hier ein Schritt-für-Schritt-Prozess:

Genau untertiteln

  • Untertitel sollten vollständig, korrekt getimt und fehlerfrei sein.
  • Verlassen Sie sich nicht nur auf automatische Untertitel – ein Mensch sollte sie prüfen.

Transkripte bereitstellen

  • Fügen Sie eine vollständige Textversion des Videoinhalts hinzu.
  • Ergänzen Sie, wenn möglich, Beschreibungen wichtiger visueller Elemente.

Audiodeskriptionen einfügen

  • Erzählen Sie wichtige visuelle Inhalte für blinde oder sehbehinderte Zuschauer.
  • Informieren Sie über Szenenwechsel, Gesten, Diagramme oder andere visuelle Hinweise.

Gebärdensprache hinzufügen, wenn angemessen

  • Besonders bei Bildungs-, Regierungs- oder öffentlichen Inhalten für gehörlose Zielgruppen.
  • Darstellung als separates Video, Bild-in-Bild oder im Standard-Videorahmen.

Barrierefreie Videoplayer verwenden

  • Player auswählen, die mit Screenreadern funktionieren und Tastaturnavigation ermöglichen.
  • Anpassbare Untertitel und Steuerungen, kompatibel mit allen Geräten.

Barrierefreiheit in der Produktion planen

  • Bereits im Drehbuch und bei den Dreharbeiten auf Untertitel, Audiodeskriptionen und visuelle Klarheit achten.

Mit echten Nutzern testen und Tools nutzen

  • Feedback von Menschen mit Behinderungen einholen.
  • Tools einsetzen, um Untertitel, Audiodeskriptionen und Player-Barrierefreiheit zu prüfen.

Die Umsetzung dieser Schritte stellt sicher, dass Videos nicht nur barrierefrei-konform, sondern auch wirklich für alle nutzbar sind.

Wer von vollständiger Videobarrierefreiheit profitiert

Barrierefreie Videos helfen vielen Menschen – nicht nur Menschen mit Behinderungen.

Menschen mit Behinderungen:

  • Gehörlose oder schwerhörige Menschen nutzen Untertitel oder Gebärdensprache.
  • Blinde oder sehbehinderte Menschen nutzen Audiodeskriptionen.
  • Menschen mit kognitiven oder Lernschwierigkeiten nutzen Transkripte zum besseren Verständnis.

Studierende:

  • Transkripte und Untertitel helfen beim Mitschreiben und Lernen im eigenen Tempo.
  • Audiodeskriptionen erleichtern das Verständnis visueller Elemente in Lernvideos.

Fachleute in lauten oder ruhigen Umgebungen:

  • Untertitel ermöglichen Verständnis ohne Ton in öffentlichen Räumen, Büros oder unterwegs.

Nicht-Muttersprachler:

  • Untertitel und Gebärdensprache verbessern das Verständnis gesprochener Sprache.
  • Untertitel erweitern die Reichweite auf ein internationales Publikum.

Allgemeines Publikum:

  • Einige lesen gerne parallel mit Untertiteln.
  • Audiodeskriptionen erleichtern das Verständnis komplexer visueller Elemente.
  • Barrierefreie Player bieten flexible Steuerung und Interaktivität.

Fazit: Barrierefreiheitsfunktionen verbessern das Erlebnis aller Zuschauer und schaffen nutzbare, inklusive und flexible Inhalte.

Standards und Richtlinien zur Videobarrierefreiheit

Videos barrierefrei zu machen gilt nicht nur als Best Practice, sondern ist oft auch gesetzlich vorgeschrieben. Die Einhaltung von Standards stellt sicher, dass Videos für alle Nutzer zugänglich sind und Organisationen rechtliche Risiken minimieren.

Wichtige Standards und Vorschriften:

  • WCAG Videobarrierefreiheit
    • Umfassende Richtlinien für Web-Barrierefreiheit, einschließlich Videos.
    • Verlangt Untertitel, Transkripte, Audiodeskriptionen und Gebärdensprache, wenn nötig.
    • Stellt sicher, dass Videoinhalte für alle wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust sind.
  • ADA Videobarrierefreiheit
    • Verlangt, dass alle öffentlichen digitalen Inhalte, einschließlich Videos, für Menschen mit Behinderungen nutzbar sind.
  • Section 508 des Rehabilitation Act
    • Verpflichtet alle Bundesbehörden und staatlich finanzierten Organisationen, barrierefreie Inhalte zu erstellen.
    • Erfordert Untertitel, Audiodeskriptionen und barrierefreie Mediaplayer.

Die Einhaltung dieser Standards dient nicht nur der Vermeidung von Strafen, sondern ermöglicht die Schaffung inklusiver und nutzbarer Videoinhalte.

Fazit

Untertitel sind entscheidend für die Barrierefreiheit von Videos; jedoch schaffen Untertitel allein kein inklusives Video. Ein wirklich inklusives Video kombiniert Untertitel, Transkripte, Audiodeskriptionen und Gebärdensprache und wird über einen barrierefreien Player bereitgestellt.

Barrierefreiheit von Beginn an einzuplanen – nicht erst im Nachhinein – stellt sicher, dass alle Menschen Ihre Arbeit unabhängig von ihren Fähigkeiten gleichwertig erleben können.

Wenn Sie unsicher sind, ob Ihre Videos barrierefrei sind, führen Sie einen kostenlosen Barrierefreiheits-Check Ihrer Webseite durch. Dieser Check gibt Ihnen eine Übersicht, um Barrieren zu erkennen.

Schon kleine Verbesserungen haben enorme Auswirkungen auf die Schaffung einer inklusiven Erfahrung für alle Zuschauer!

FAQs

Nein, Untertitel sind hilfreich für gehörlose oder schwerhörige Zuschauer, aber sie geben keine visuellen Inhalte für blinde oder sehbehinderte Personen wieder und vermitteln auch keine Tonlage oder den Kontext. Für vollständige Barrierefreiheit sind zusätzliche Maßnahmen erforderlich, zum Beispiel Transkripte, Audiodeskriptionen und/oder Gebärdensprachdolmetschung.

 

Audiodeskriptionen sind verbale Beschreibungen von wichtigen visuellen Informationen, Gesten, Übergängen, Diagrammen oder Folien. Sie sind unverzichtbar für blinde oder sehbehinderte Zuschauer.

 

Erwägen Sie den Einsatz von Gebärdensprache für gehörlose Zielgruppen in Bereichen wie Bildung, Behördenkommunikation, öffentliche Ankündigungen oder Inhalten, die sich speziell an die Gehörlosengemeinschaft richten. Es gibt grundsätzlich drei Optionen: einen Gebärdensprachdolmetscher im Bild, ein Video mit Bild-in-Bild-Dolmetschung und/oder ein eigenständiges Gebärdensprachvideo.

 

Wählen Sie Videoplayer, die eine Tastatursteuerung ermöglichen, mit Screenreadern kompatibel sind, responsive Untertitel bieten und über leicht bedienbare Wiedergabesteuerungen verfügen. Testen Sie verschiedene Geräte, um Konsistenz zwischen Desktop, Mobilgeräten und anderen Formaten sicherzustellen.

 

Automatisch erzeugte Untertitel können zwar Zeit sparen, sind aber oft ungenau. Je nach Kontext oder Komplexität sorgt die Überprüfung durch menschliche Untertitler für korrekte Rechtschreibung, sinnvolle Inhalte und ADA-konforme Barrierefreiheit.

Julia Keller
Koordinator für Öffentlichkeitsarbeit/PR

Julia ist eine leidenschaftliche Verfechterin der digitalen Inklusion und Barrierefreiheit. Als Outreach- und PR-Koordinatorin schreibt sie Blogbeiträge, die dazu beitragen, das Bewusstsein dafür zu schärfen, warum barrierefreies Design wichtig ist...

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