Lesbarkeit

Was ist Lesbarkeit?

Lesbarkeit bezeichnet Texte, die klar, prägnant und für eine breite Zielgruppe leicht verständlich sind. Sie umfasst die Verwendung einfacher Sprache, kurzer Sätze und vertrauter Wörter, während komplexe Fachsprache und technische Begriffe vermieden werden. Zum Beispiel würde man anstatt "realisieren" einfach "umsetzen" schreiben oder anstatt "initiieren" das Wort "beginnen" verwenden.

Gute Lesbarkeit bedeutet, Inhalte mit klaren Überschriften, Aufzählungspunkten und logischem Aufbau zu strukturieren. Dazu gehört auch die Verwendung von Aktiv- statt Passivform, wie "Wir senden Ihre Bestellung" anstatt "Ihre Bestellung wird von uns gesendet."

Bedeutung für digitale Barrierefreiheit

Lesbarkeit ist ein wichtiger Bestandteil der Web-Barrierefreiheit und digitalen Inklusion. Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1 behandeln Lesbarkeit unter Erfolgskriterium 3.1.5 (Leseniveau), das verlangt, dass Texte wenn möglich auf dem Niveau der mittleren Sekundarstufe geschrieben werden.

Klare, lesbare Inhalte kommen besonders folgenden Gruppen zugute:

  • Menschen mit kognitiven Behinderungen, Dyslexie oder Lernschwierigkeiten
  • Nicht-Muttersprachlern und mehrsprachigen Nutzern
  • Nutzern mit eingeschränkten Lesefähigkeiten
  • Älteren Nutzern, die Informationen langsamer verarbeiten
  • Allen, die mobile Geräte verwenden oder in ablenkenden Umgebungen lesen

Die Einhaltung von Barrierefreiheitsstandards wie WCAG, ADA und Deutschlands BFSG erfordert oft den Nachweis, dass Inhalte in einfacher Sprache geschrieben sind, die für die Zielgruppe geeignet ist.

Umsetzungstipps für Web- und CMS-Plattformen

Zur Verbesserung der Lesbarkeit Ihrer digitalen Inhalte:

  • Lesbarkeitstools verwenden: Integrieren Sie Tools wie Hemingway Editor, Grammarly oder eingebaute Lesbarkeits-Checker in WordPress und anderen CMS-Plattformen
  • Inhalte klar strukturieren: Verwenden Sie beschreibende Überschriften (H2, H3), Aufzählungspunkte und kurze Absätze (maximal 2-3 Sätze)
  • Einfache Wörter wählen: Ersetzen Sie komplexe Begriffe durch alltägliche Alternativen - "helfen" statt "assistieren", "zeigen" statt "demonstrieren"
  • Sätze kurz halten: Streben Sie maximal 15-20 Wörter pro Satz an
  • Notwendige Fachbegriffe definieren: Wenn technische Begriffe unvermeidbar sind, stellen Sie klare Definitionen oder Glossare bereit
  • Aktive Sprache verwenden: Schreiben Sie "Das Team schloss das Projekt ab" anstatt "Das Projekt wurde vom Team abgeschlossen"

Häufige Fehler und Missverständnisse

Viele Content-Ersteller glauben, dass einfache Sprache "Vereinfachung" bedeutet oder sie weniger professionell erscheinen lässt. Das ist falsch - klares Schreiben zeigt Expertise, indem es komplexe Ideen zugänglich macht.

Weitere häufige Fehler sind:

  • Unnötig komplexe Sprache verwenden, um autoritär zu wirken
  • Extrem lange Sätze mit mehreren Nebensätzen schreiben
  • Annehmen, dass alle Nutzer denselben kulturellen oder sprachlichen Hintergrund haben
  • Versäumen, Inhalte mit echten Nutzern mit kognitiven Behinderungen zu testen
  • Sich nur auf automatisierte Lesbarkeits-Scores konzentrieren ohne Kontext und Nutzerbedürfnisse zu berücksichtigen

Best Practice und wichtigste Erkenntnis

Das wichtigste Prinzip für die Lesbarkeit barrierefreier Inhalte ist, für Ihre Zielgruppe zu schreiben, nicht um sie zu beeindrucken. Identifizieren Sie zunächst die Bedürfnisse und Lesefähigkeiten Ihrer Nutzer und strukturieren Sie dann Ihre Inhalte entsprechend.

Best Practice: Streben Sie ein Leseniveau an, das für Ihre Zielgruppe geeignet ist - typischerweise 8.-9. Klasse für allgemeine Web-Inhalte. Verwenden Sie kurze Absätze, vertraute Wörter und klare Überschriften. Testen Sie Ihre Inhalte mit echten Nutzern, einschließlich Menschen mit kognitiven Behinderungen, um sicherzustellen, dass sie wirklich Barrierefreiheitsstandards erfüllen.

Denken Sie daran, dass lesbare Inhalte allen zugutekommen - sie verbessern die Nutzererfahrung, erhöhen das Engagement und unterstützen digitale Inklusion, indem sie Informationen für die größtmögliche Zielgruppe zugänglich machen.