Alternatives Format (Alt Format)

Was ist ein Alternatives Format (Alt Format)?

Ein Alternatives Format, häufig als Alt Format bezeichnet, ist die Praxis, digitale Inhalte in verschiedenen Formaten bereitzustellen, um Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen zu gewährleisten. Dieses grundlegende Konzept der Web-Barrierefreiheit umfasst die Konvertierung oder Ergänzung ursprünglicher Inhaltsformate mit Versionen, die für Hilfstechnologien und verschiedene Nutzerbedürfnisse zugänglicher sind.

Beispielsweise könnte ein gescanntes PDF-Bild mit Text als tatsächliches Textdokument (wie eine Word-Datei) bereitgestellt werden, damit Screenreader den Inhalt ordnungsgemäß interpretieren und vorlesen können. Ebenso könnten Audioinhalte mit Texttranskripten oder komplexe visuelle Daten im Tabellenformat bereitgestellt werden.

Bedeutung für digitale Barrierefreiheit

Alternative Formate sind entscheidend für die Erreichung digitaler Inklusion und Barrierefreiheits-Compliance. Die Bereitstellung alternativer Formate gilt als angemessene Vorkehrung, die Organisationen anbieten müssen, um gleichberechtigten Zugang zu Informationen und Dienstleistungen zu gewährleisten.

Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) betonen die Wichtigkeit der Bereitstellung von Inhalten in mehreren Formaten durch verschiedene Erfolgskriterien, insbesondere unter dem Prinzip der Wahrnehmbarkeit. Dies stellt sicher, dass Informationen auf eine Weise präsentiert werden können, die Nutzer unabhängig von ihren Fähigkeiten wahrnehmen können.

In Deutschland verlangen die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV) und verwandte Barrierefreiheitsstandards ähnlich von öffentlichen Organisationen, alternative Formate bereitzustellen, wenn das ursprüngliche Format Barrieren für Menschen mit Behinderungen schafft.

Praktische Umsetzung für Web und CMS-Plattformen

Die effektive Implementierung alternativer Formate erfordert strategische Planung über verschiedene Plattformen hinweg:

  • Content-Management-Systeme: CMS-Plattformen so konfigurieren, dass sie automatisch alternative Formate generieren oder dazu auffordern, wenn Dokumente hochgeladen werden
  • Dokumentbibliotheken: Barrierefreie Versionen von PDFs, Präsentationen und anderen Dokumenten in Formaten wie HTML, Klartext oder ordnungsgemäß strukturierten Word-Dokumenten verwalten
  • Medieninhalte: Transkripte für Audioinhalte, Untertitel für Videos und Audiobeschreibungen für visuelle Medien bereitstellen
  • Datenvisualisierung: Tabellarische Datenalternativen für Diagramme, Grafiken und Infografiken anbieten
  • Interaktive Elemente: Textbasierte Alternativen für interaktive Inhalte erstellen, die möglicherweise nicht für alle Nutzer zugänglich sind

Für UI/UX-Designer ist es wichtig, alternative Formatoptionen direkt in die Benutzeroberfläche zu integrieren, damit Nutzer verschiedene Formate nahtlos anfordern oder darauf zugreifen können.

Häufige Fehler und Missverständnisse

Mehrere Missverständnisse können die Implementierung alternativer Formate untergraben:

  • Annahme, dass PDF-Barrierefreiheit ausreicht: Eine PDF einfach "barrierefrei" zu machen, eliminiert nicht die Notwendigkeit alternativer Formate, da einige Nutzer möglicherweise andere Formate bevorzugen oder benötigen
  • Einheitslösungsansatz: Verschiedene Behinderungen erfordern verschiedene Anpassungen; was für Screenreader-Nutzer funktioniert, funktioniert möglicherweise nicht für Nutzer mit kognitiven Behinderungen
  • Reaktiv statt proaktiv: Auf Nutzeranfragen für alternative Formate zu warten, schafft Barrieren; proaktive Bereitstellung gewährleistet sofortigen Zugang
  • Schlechte Qualität der Alternativen: Automatisch generierte Transkripte oder schlecht formatierte Textkonvertierungen können frustrierender sein als hilfreich
  • Segregation alternativer Formate: Alternative Formate schwer auffindbar zu machen oder sie deutlich als "für behinderte Nutzer" zu kennzeichnen, kann Stigma und Barrieren schaffen

Best Practices und wichtige Erkenntnisse

Für eine effektive Implementierung alternativer Formate zur maximalen Barrierefreiheits-Compliance und digitalen Inklusion:

  • Von Anfang an für mehrere Formate planen: Alternative Formate während der Inhaltserstellung berücksichtigen, nicht als Nachgedanke
  • Qualitätsstandards einhalten: Sicherstellen, dass alternative Formate vollständig, genau und professionell präsentiert sind
  • Mit echten Nutzern testen: Alternative Formate mit Nutzern validieren, die auf Hilfstechnologien angewiesen sind
  • Klare Zugriffswege schaffen: Alternative Formate leicht auffindbar und herunterladbar machen, ohne spezielle Anfragen zu erfordern
  • Prozess dokumentieren: Klare Verfahren für die Erstellung und Wartung alternativer Formate in der gesamten Organisation aufrechterhalten

Denken Sie daran, dass alternative Formate allen zugutekommen, nicht nur Menschen mit Behinderungen. Sie verbessern SEO, ermöglichen bessere mobile Erfahrungen und bieten Flexibilität für Nutzer in verschiedenen Kontexten oder mit unterschiedlichen Präferenzen.